30.03.2015
»Vom Lietzensee zur Luisenkirche«
Vernissage in der Galerie »Flieder 17«. Dagmar Kaiser und ihr Blick auf den Kiez
Es war voll an diesem Abend in der kleinen Galerie »Flieder 17«. Die Galeristen Karin und Dieter Naß, hatten zur Vernissage geladen. Eröffnet wurde die Ausstellung der Berliner Künstlerin Dagmar Kaiser. Unter dem Thema »Vom Lietzensee zur Luisenkirche« stellt Kaiser Federzeichnungen und Digitaldrucke aus. Ein Teil der Bilder war bereits in einer anderen Ausstellung zu sehen und wurde nun, als gemeinsame Idee mit den Galeristen, um Einiges erweitert.
Mit ihren Malutensilien machte sich die Künstlerin auf den Weg vom Lietzensee, wo sie seit sieben Jahren wohnt, zur Luisenkirche. Unterwegs wurde Halt gemacht und wen und was Dagmar Kaiser an ihren Stationen sah, hat sie gezeichnet. Es ist also nicht verwunderlich, wenn die Bewohner des Charlottenburger Kiezes ihre Nachbarn und die ihnen vertraute Gegend, nun durch die Augen von Frau Kaiser sehen. In verschiedenen Farben und Stimmungen erscheint dabei immer wieder die Luisenkirche – überraschend ist, dass es sich immer wieder um ein anderes Gebäude zu handeln scheint. Das ist nicht nur für Lokalpatrioten spannend.
Die Ausstellung wurde mit einem Stück für Querflöte, dargeboten von der Tochter der Familie Naß, eröffnet. Johann Joachim Quantz, der Flötenlehrer Friedrich des Großen, komponierte das Stück. Und da der Alte Fritz genau im Jahr der Grundsteinlegung der Luisenkirche geboren wurde, war geschickt ein stimmungsvoller Bogen zum Thema der Ausstellung geschlagen.
Rainer W. Leonhard, ein ehemaliger Schüler von Dagmar Kaiser, hielt die Eröffnungsrede und stellte die Künstlerin als unkonventionelle Querdenkerin vor, die bereits Anfang der 70 er Jahre, ihre Schüler zu Kreativität und eigenem Denken anregte. In einem Gespräch am Rande unterstrich sie genau diesen Eindruck von der Leidenschaft für die Kunst, der Neugier auf neue Arbeitstechniken und den Menschen.
Vielfältig sind auch die Berufsfelder in denen sie tätig war bzw. immer noch ist. Sie arbeitete u.a. als Fachdozentin für Kunst- und Spielpädagogik, als Kinder- und Jugendanalytikerin, als Leiterin der Keramikwerkstatt eines Anti-Drogen-Vereins und natürlich als Künstlerin. Darauf angesprochen, welche der Professionen denn nun den Vorrang hätte, blitzt der Schalk in ihren Augen auf und sie erzählt von ihren drei Leben, dem als Lehrerin, dem als Kinder- und Jugendpsychologin und dem als Künstlerin und dass diese Leben und Ausbildungen alle nebeneinander und gleichzeitig existieren dürfen und sollen.
Mir persönlich hat die Bilderreihe der »Krähen vom Lietzensee«, die die Künstlerin laut eigener Aussage alle »persönlich« kennt, am besten gefallen. Wen wundert's, dass das erste Krähenbild bereits 15 Minuten nach Eröffnung der Ausstellung verkauft war?
Die Ausstellung »Von Lietzensee zur Luisenkirche« kann noch bis zum 17. April in der Galerie »Flieder 17« in der Schustehrusstr. 17 besucht werden. Die Galerie ist von Mittwoch bis Freitag von 16 bis 19 Uhr und Samstag von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen, auch zur Vita von Dagmar Kaiser, unter www.galerie-flieder17.de.
Annette Novinsky
Foto: J. Reiher, © KiB