29.05.2015
Galerie Flieder 17 – Verblüffende Begegnungen mit Holz
Holzstrukturen als Gegenüber – ein Naturerlebnis der besonderen Art
Am 29. Mai lud das Ehepaar Karin und Dieter Naß zur Vernissage ihrer neuen Ausstellung »HolzArt – Von Windharfen bis Wächter« in ihre kleine Privatgalerie »Flieder 17« in der Schustehrusstraße 17.
»Wir haben uns mit dieser Galerie einen Lebenstraum erfüllt«, erzählt Karin Naß. »Seit wir sie 2013 eröffneten, ist es unsere größte Freude, Künstlern und Kunstinteressierten regelmäßig ein Fest zu bereiten. Der schönste Moment für mich ist es, wenn alles zur Vernissage bereit ist und dann die jeweiligen Künstler oder Künstlerinnen als erste hereinkommen. Dann strahlen ihre Augen wie bei einem Kind vor seiner Geburtstagsparty! Und dann kommen die Gäste, und alle freuen sich, und das Fest beginnt.«
Strahlende Augen in der Tat bei allen Anwesenden – rund fünfzig Besucher sind es bereits innerhalb der ersten Stunde. Staunend drängen sie sich um die ausgesuchten Werke der Künstlerin Marianne Leisegang, die nach ihrem Kunstgeschichtsstudium an der FU Berlin zunächst als Hebamme tätig war, bevor sie 1991 dank eines Stipendiums zu einem Arbeits- und Studienaufenthalt nach Westafrika reiste, um sich dann, nach einem vierjährigen Studium der Bildhauerei und Kunstpädagogik, ganz ihrer Kunst zu widmen. Inzwischen zeigten rund 15 Ausstellungen ihre Exponate. Seit 1999 gehört sie zur Ateliergemeinschaft Prenzlauerberg in Berlin.
»Mir geht es darum, Holz ganz neu zu begegnen«, beschreibt die Künstlerin ihr Schaffensfeld. »Ich kenne jeden Baum, mit dem ich gearbeitet habe, persönlich und habe gelernt, die Form der künftigen Skulptur bereits im Rohmaterial zu erkennen. Manchen Bäumen begegne ich zufällig unterwegs – zum Beispiel fand ich neulich auf einem Müllberg, der beim Abbruch eines Hauses entstanden war, einen großen Wurzelstrunk, der mich sofort inspirierte. Andere Bäume rette ich vor dem Verbrennen oder dem Schredder. Ich besuche Holzlager und Baumfriedhöfe oder ich höre davon, dass bestimmte Bäume gefällt werden sollen und bin dann rechtzeitig zur Stelle. Ich würde nie einen Baum extra fällen lassen.«
Man spürt Marianne Leisegangs kommunikative Wechselbeziehung zu ihrem lebendigen Rohmaterial in jedem Exponat. Nicht der aufgezwungene Wille der Künstlerin, sondern die behutsame Bewusstmachung der Holzstruktur selbst steht im Vordergrund und lädt zum genaueren Hinschauen und Entdecken, zu einer echten Begegnung mit der Persönlichkeit des ehemaligen Baumes ein. Oftmals fällt es schwer zu glauben, dass das Ausgangsmaterial tatsächlich nichts anderes als Holz war.
»Meine Werkzeuge sind zum Beispiel Kettensäge, Kreissäge, Holzbeitel, Flex und Hobel, und manchmal hebe ich eine besonders schöne Maserung durch Flämmen hervor«. beschreibt die Künstlerin ihre Arbeitsweise. »Manchmal bleiche ich das Holz, oder ich versiegle es mit Naturharz. Zum Glück gibt es in der Künstlergemeinschaft, in der ich lebe, auch einen Gabelstapler zum Abtransport!«
Sich ein solches, besonderes Stück Natur in die eigene Wohnung zu holen, ist durchaus erschwinglich: die Preise der Exponate beginnen bereits bei 300 Euro.
Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Juli 2015 zu sehen, und zwar montags bis freitags von 16.00 bis 19.00 Uhr und samstags von 13.00 bis 16.00 Uhr. Wie immer in der Galerie Flieder 17 (www.galerie-flieder17.de) ist der Eintritt frei.
Sabina Trooger-Benestante
Foto: STB