16.03.2016
Standfotografie – intime Augenblicke mit Kinolegenden
Die Kiez-Galerie Flieder 17 (Schustehrusstr. 17) zeigt eine Auswahl an Bildern des Fotografen Wolfgang Jahnke.
»Der Standfotograf stört eigentlich immer – außer, er macht sich die Regisseure und Schauspieler zu Freunden«, stellte Regisseur, Drehbuchautor und Dozent Thomas Bauermeister in seiner Einführungsrede fest. »Wollie«, eigentlich Wolfgang Jahnke, ist das hervorragend gelungen. Seit er beim legendären ersten Otto-Film (1985) zum ersten Mal zu seiner Nikon griff, hat er mit Einfühlungsvermögen, Witz und Scharfblick so gut wie alle Stars der deutschen Kinoleinwand abgelichtet.
»Ursprünglich war ich technischer Leiter beim Tobis Filmverleih«, erzählt »Wollie«, der sich sehr über den gewaltigen Andrang bei seiner Vernissage freut. »Aber allzu oft konnte ich den Kinos, Zeitschriften und sonstigen Medien nur schlechtes Bildmaterial für ihre Werbung und Veröffentlichungen bieten. Als bei Tobis' Schwesterfirma Rialto dann ›Otto – der Film‹ produziert wurde, hat's mir gereicht und ich bin selbst zum Set gegangen.«
Rund 3.500 Fotos kamen während der 45 Drehtage in Deutschland und Jamaika damals zusammen. Der Aufwand hatte sich gelohnt: mit 9,5 Millionen Besuchern im ehemaligen Westen und 4,5 Millionen im ehemaligen Osten wurde »Otto – der Film« zum größten deutschen Kinoerfolg seit 1945. Seitdem hat »Wollie« über 30 Kinofilme und viele große Fernsehproduktionen begleitet (und dabei die halbe Welt gesehen!) – darunter Klassiker wie »Momo«, »Der Skipper«, »Neuner«, »Bronsteins Kinder« und »Einmal Arizona«. Am engsten arbeitete Wollie jedoch mit den deutschen Komödianten zusammen.
»Die Comedians liebe ich besonders, denn sie beherrschen Körpersprache und Mimik perfekt«, erklärt Wollie seine Treue. Außer allen fünf Otto-Filmen dokumentierte er die Komödien von Leander Haußmann, Hape Kerkelings »Kein Pardon« und "»Samba in Mettmann« – und natürlich die beiden einzigen Kinofilme des Grandseigneurs und Feingeistes unter den deutschen Humoristen: Vicco von Bülow alias Loriot, über den er auch einen einfühlsamen Bildband gestaltet hat.
»Die Kamera kann nur dann Glamour verleihen, wenn sie nicht lügt«, erläutert »Wollie«. »Wenn man liebevoll auf die Schauspieler eingeht, entstehen Augenblicke, in denen eine Essenz des Menschen in seiner Rolle sichtbar wird. Und dann muss man natürlich kraftvoll zupacken!«
Wolfgang Jahnkes letzte Ausstellung am Ku'damm zog über 100.000 Besucher an. Von ihr stammt der reichhaltige Katalog, der in der Galerie Flieder 17 für nur 5 Euro zu haben ist. Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. Mai. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 16-19.00 Uhr, Samstag 13-16.00 Uhr.
Bina Trooger-Benestante
Weitere Information unter www.galerie-flieder17.de und www.wolfgang-jahnke.de