29.06.2015
Den Kiez zurück erobern!
Berliner Register – Anlaufstelle für alle, denen unsere Demokratie am Herzen liegt
Was tun, wenn wir rassistische, rechtsextreme, homophobe, antisemitische Aktivitäten in unserem Kiez bemerken? »Auf jeden Fall einschreiten! Immer und überall!«, sagt Lea Lölhöffel vom Register Berlin. »Durch Schweigen und Nichtstun unterstützen wir indirekt die Elemente, die uns unseren Kiez wegnehmen wollen!«
Lea ist Mitarbeiterin beim Register Berlin-Charlottenburg, einem Projekt zur Erfassung rechter und diskriminierender Vorfälle. »Bei uns stehen die Opfer im Mittelpunkt«, erklärt Lea. »Wir können Menschen eine Stimme geben, sie beraten und aktivieren. Es ist wichtig, dass sich die Bürger den Kiez zurückholen, wenn Rassisten, Homophobe, Antisemiten oder Sozialchauvinisten sich hier lautstark äußern, andere anpöbeln, schlagen, oder auch nur Flyer verteilen. Als Zivilgesellschaft müssen wir uns wehren und unsere Umgebung so gestalten, dass ALLE sich wohlfühlen – auch die Gruppen, denen man nicht selbst angehört.«
Die von der Antidiskriminierungsstelle geförderten Berliner Register wird es ab Ende 2015 in sämtlichen Stadtbezirken geben. Es sind Kontaktstellen für alle, die Opfer oder Beobachter von antidemokratischen Aktionen geworden sind. Schnell, unbürokratisch und anonym finden sie hier Hilfe und aktive Unterstützung. »Konkret heißt das, dass wir allen, die sich gegen antidemokratische Übergriffe wehren wollen, Handlungsempfehlungen geben. Wir sind mit vielen Opferberatungsstellen und Onlineforen vernetzt, stellen Recherchen an und gehen jedem Tipp nach, den wir von Anwohnern und Betroffenen erhalten. Zum Beispiel erfuhren wir, dass es in einem bestimmten Charlottenburger Restaurant regelmäßig rechtsextreme Veranstaltungen gab. Aufgrund des koordinierten Einschreitens der Bürger ist jetzt damit Schluss!«
Durch die Analysen der Berliner Register wurde offenbar, dass in Charlottenburg-Wilmersdorf die meisten rechten Veranstaltungen Berlins stattfinden. »Derzeit verfolgen rechtsextreme Gruppen eine schleichende Einbeziehungstaktik der politischen Mitte. So halten respektierte rechtspolitische Redner Vorträge auf verschwörungstheoretischen Veranstaltungen, und in einer Bibliothek stehen gemäßigte Bücher neben unverhohlener Naziliteratur. Diese Tendenz ist besonders gefährlich.«
Was können Kiez im Blick Leser konkret tun? »Vor allem Augen und Ohren offen halten«, rät Lea. »Melden Sie es uns, wenn Sie Aufkleber oder Werbeplakate für rechte Veranstaltungen, oder diskriminierende Schmierereien entdecken! Greifen Sie auch selbst mal zu Putzeimer und Spachtel, um solche Dinge zu entfernen! Hören Sie überall zu: was wird auf der Straße, in der U-bahn gesagt? Werden Minderheiten beleidigt oder unangemessen kritisiert? Und werden Sie selbst aktiv: planen sie Aktionen, die sie mit unserer Hilfe koordinieren können, und überlassen Sie den öffentlichen Raum nicht tatenlos diesen Elementen!«
Neben ihrer Tätigkeit beim Register arbeitet Lea als freiberufliche Moderatorin und Trainerin für zivilgesellschaftliches Engagement. Verbände, Stiftungen, Jugendverbände oder Bildungsträger können bei ihr Workshops zu Themen wie Kampagnentraining, Methodik oder geschlechtersensible Weiterbildung buchen.
Sie erreichen das Register Charlottenburg-Wilmersdorf unter 01575 – 765 20 25, per Email unter cw@ und im Internet auf berliner-register.dewww.berliner-register.de.
Sabina Trooger-Benestante
Foto: berliner-reigster.de