Das Bild muss sich ereignen!
![]() |
![]() |
Durch das blaue Land – Vernissage in Galerie Flieder 17
»Der Sommer ist weiblich.« Unter diesem Motto steht die neue Ausstellung in der Kiez-Galerie Flieder 17. Bis zum 15. Juli sind dort Gemälde von Dagmar Kaiser zu sehen, die das Ehepaar Nass schon zum dritten Mal in ihre Räumlichkeiten einlud - diesmal mit großformatigen, abstrakten Acrylbildern und kleinen, zärtlichen Ölportraits vorwiegend weiblicher Modelle.
Warum sind das fast alles Frauen? »Alles Freundinnen, die mich im Lauf von 30 Jahre in meinem Sommeratelier in Offendorf an der Ostsee besuchten – und da habe ich sie natürlich porträtiert!«, lacht die vielseitige, engagierte Künstlerin, die neben ihrer Malerei u.a. von 1985 bis 2000 eine eigene Praxis als Analytische Kinder- und Jugendpsychologin, sowie zwischen 2003 und 2009 eine Keramikwerkstatt des ADV (Anti-Drogen-Vereins) leitete.
Während Dagmar Kaisers Ölportraits aus der klassischen Aktzeichnungstradition hervorgingen, entstammen die größeren Acrylbilder dem »Trashismus« - einer Kunstausübung, die die Entstehung des Kunstwerks selbst zum Ereignis macht. »Das Wichtigste dabei ist, nichts zu wollen«, erklärt die Künstlerin den Vorgang. »Trashismus in Acryl war eine ganz besondere Erfahrung für mich, denn in dieser Technik konnte ich die Farbschichten, u.a. aufgetragen mit nackten Händen oder dicken Malerpinseln, teils wieder abwaschen, um dem so genannten Zufall möglichst allen Raum zu geben. Je weniger der Künstler selbst im Schöpfungsprozess will, desto transparenter wird das Kunstwerk; und desto offensichtlicher wird die Tatsache, dass ›Zufall‹ nur ein Wort für ein allgegenwärtiges, immer noch rätselhaftes Phänomen ist.«
Apropos Zufall: zur Ausstellungseröffnung lud Dagmar Kaiser den Jazzmusiker, Filmkomponisten und Unidozenten Tilman Dehnhard mit seiner Kontrabass-Querflöte ein, dessen Visitenkarte sie »zufällig« zwei Tage vorher fand. Dehnhards Virtousität als einfühlsamer Improvisationsmusiker verlieh der Vernissage einen ganz besonderen Zauber. Die Klänge seines seltenen Instruments (dessen Spektrum für mein fasziniertes Laienohr etwa von Didgeridoo bis Waldhorn reicht) suggerierten Wellen und Wind und rauschendes Schilf, und verwoben sich auf geradezu magische Weise mit den ausgestellten Werken, deren warme Blautöne erfüllt sind vom Leuchten des Sommerhimmels und der Sanftheit klarer Gewässer. Ein kostbarer Zauber des Augenblicks – und ein ganz besonderer Abend!
Die Ausstellung ist bis zum 15. Juli jeweils montags bis freitags von 16.00 bis 19.00 Uhr, und samstags von 13.00 bis 16.00 Uhr zu sehen.
Bina Trooger Benestante